Gablonzer Genossenschaft

Die Geschichtsschreibung der Gablonzer Schmuckindustrie begann um das Jahr 1550. Damals entstanden die ersten Glashütten und daraus wiederum Glasschleifereien. 1750 produzierten die Gablonzer erstmals Glasperlen.




Die Herstellung farbiger Gläser führte automatisch zur Gestaltung von Glas als schmückendes Element. Bis zum Ende des 18 Jh. Verzeichneten die in Gablonz/Sudetenland ansässigen Schmuckgestalter eine gedeihliche Entwicklung. Deren Glasperlen, Edel- und Farbstein-Imitate waren international begehrte Handelsobjekte. Doch die napoleonischen Kriege störten den Außenhandel der Gablonzer schon bald empfindlich. Nach deren Beendigung wurde Gablonz zu einem Schmuckzentrum, dessen Erzeugnisse weltweit Interesse fanden.


Trotz revolutionärer Wirren im Jahr 1848, der Kriegsjahre von 1875/76 und damit verbundener Auswanderungswellen in andere Länder, vor allem nach Übersee, blieb Gablonz in Sudetenland das Zentrum der Modeschmuck-Erzeugung. Erst recht, als nach dem ersten Weltkrieg eine unerwartete, stürmische Nachfrage nach Gablonzer Schmuck einsetzte .




Damals versorgten Tausende Arbeitskräfte: Gürtler, Schleifer, Metallarbeiter und deren Gehilfen, die Welt mit schönen Schmuck; täglich verließen drei Lastzüge, beladen nur mit Gablonzer Bijouterie die Fertigungsstätten. Im Hafen von Triest lag auch ein Frachtschiff - die „Gablonz“ - vor Anker, das die Strecke Triest – Bombay regelmäßig ansteuerte und den Inderinnen Perlen und Glasbangles näher brachte.


Der letzte Weltkrieg zerstörte dann eine erstmals prosperierende Industrie. Und jene Menschen, die für den Ruhm und Glanz von Gablonz ihr Bestes gegeben hatten, mussten als Zwangsumsiedler ihre Heimat im Isergebirge verlassen.


Österreich bot den ausgesiedelten Schmuck-Spezialisten nach 1945 eine Heimat und die Möglichkeit des Wiederaufbaues und Fertigungsstätten, vor allem im Raum von Enns und Kremsmünster. Für jene, die in Oberösterreich eine neue Existenz gründen konnten, war dies ein Gottesgeschenk. Und das Arbeitsmaterial, z.B. amerikanische Keksdosen, Blechstreifen und Aluminiumteile, aus denen man SCHMUCK gestalten konnte. Wahrlich, in jener Zeit hatte das Wort PHANTASIE-SCHMUCK durchaus seine Berechtigung. Mit nur 7000 Schilling Startkapital wurde 1947 die GABLONZER GENOSSENSCHAFT MBH gegründet, eine Interessensgemeinschaft der Gablonzer Schmuckhersteller, die heute 220 Mitglieder zählt und am jährlichen Gesamtvolumen der österreichischen Modeschmuckerzeugung von über 700 Millionen Schilling wesentlich beteiligt ist.




Der Energie, dem Können und modernen Fertigungsstätten der in Österreich heimisch gewordenen Schmuckhersteller ist es zu verdanken, dass die Gablonzer Coutureschmuck-Kollektionen „made in Austria“ mit dazu beitragen, den guten Ruf österreichischer Weltarbeit weltweit zu festigen.


Viele der in dieser Ausstellung präsentierten Exponate legen Zeugnis ab von der glanzvollen Geschichte eines Berufsstandes, der nicht nur der auf seine Tradition stolz ist, sondern mit großer Hoffnung und Zuversicht den Anbruch eines neuen Jahrhunderts durch eine erregende Vielfalt nur Ideen mitgestaltet.

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